David Janzen, dem Sprecher vom Bündnis gegen Rechts, wurde ein abgeschnittener Schweinekopf zugeschickt. (Foto: Symbolbild)Der Sprecher des Bündnisses gegen Rechts in Braunschweig, David Janzen, erhält immer wieder Morddrohungen. Jetzt wurde ein abgeschnittener Schweinekopf an seine Wohnung geschickt, adressiert an ihn und seine Familie. Als Janzen die Polizei informierte, meinte der Polizist, der Vorfall sei „keine Bedrohung“. Der Journalist musste laut taz erst drohen, sich an den Innenminister zu wenden, ehe der Beamte aktiv wurde. Bitten Sie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, die Polizei im Land anzuweisen, Bedrohungen aus der rechten Szene ernst zu nehmen - hier geht's zur Kontaktseite.
Auf der Hass-Liste der Neonazis
David Janzen, Sprecher des Bündnisses gegen Rechts, engagiert sich seit Jahren gegen die rechtsextreme Szene, sowohl privat als auch beruflich. Seither ist er zur Zielscheibe rechter Drohungen geworden. Über diesen Hintergrund informierte Janzen auch den Polizeibeamten, der in der Zusendung des Schweinekopfes aber dennoch keine Bedrohung sehen wollte.
Mehrere Morddrohungen gegen David Janzen
Dabei hat der Sprecher des Bündnisses gegen Rechts allein im vergangenen Jahr mehrere Morddrohungen erhalten. Ende 2019 organisierte die NPD sogar eine öffentliche Demonstration gegen David Janzen und einige weitere, namentlich im Programm der Demonstration genannte, rechtskritische Journalisten. Die Demonstration gegen den Sprecher des Bündnisses gegen Rechts wurde behördlich zugelassen.
Neonazi-Demo gegen Janzen und Sachbeschädigungen
Weitere Vorfälle aus 2019: Unter anderem beklebte die Neonazi-Gruppe „Adrenalin Braunschweig“ die Wohnungstüre der Familie Janzen mit Aufklebern ihrer Truppe, dazu handschriftlich die Drohung: „Wir töten dich! Janzen!“. In einem Video, das laut Recherchen der taz in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde, verkündete ein stadtbekannter Rechtsextremist: „Heute Walter, morgen Janzen“ – Regierungspräsident Walter Lübcke wurde im Juni 2019 von einem Rechtsextremisten ermordet. Janzens Haustüre wurde beschmiert und Chemikalien in seinen Briefkasten gekippt.
Desinteresse der Polizei
Das Desinteresse des Polizeibeamten als Reaktion auf den neuerlichen Bedrohungsvorfall mit dem abgeschnittenen Schweinekopf hat David Janzen leider nicht überrascht. Wie er der taz gegenüber berichtete, entspricht dies der Erfahrung, die er bzw. andere Betroffene beim Kontakt mit der Polizei auch schon in der Vergangenheit gemacht habe. Man werde als Opfer rechtsradikaler Drohungen von der Polizei alleingelassen.
Die Drohungen, die sich alle paar Wochen wiederholen, empfinde man als Betroffener zunehmend als zermürbend – und das sei auch die Taktik der Neonazis, berichtet Janzen. Wie erfolgreich die Taktik ist, zeigen Rücktritte von Bürgermeistern, Gemeinderäten und ehrenamtlich Engagierten, die nach massiven Drohungen aus der rechten Szene ihre Ämter bereits niederlegten.
- Lesen Sie dazu den Beitrag: Neonazis bedrohen Bürgermeister.
Polizei lässt Schweinekopf bei Familie Janzen
Nachdem David Janzen mit dem Innenministerium drohte, war der Polizeibeamte schließlich bereit, zwei Kriminalbeamte vorbeizuschicken zur Aufnahme der Anzeige und zur Spurensicherung. Die Beamten nahmen das Paket mit. Den Schweinekopf ließen sie jedoch bei Familie Janzen, die sich dann selbst auch noch um die Entsorgung des unappetitlichen „Beweisstücks“ kümmern durfte.
Ihre Wortmeldung
Bitten Sie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, sich massiv dafür einzusetzen, dass Menschen, die sich gegen Neonazis engagieren, besser geschützt werden. Drohungen und Sachbeschädigungen aus der rechten Szene sollen in den Polizeidienststellen ernst genommen werden.
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